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In den letzten Monaten wurde in Österreich die Sozialpartnerschaft wiederholt als Zwangssystem bezeichnet; ihre Finanzierung erfolgt durch den Staat. Auch das entspricht einem neoliberalen Denken. Denn der Markt wird hier in Kontrast zu dem Staat gestellt. Die beliebte Scheinfrage lautet: Wollen Sie mehr Markt oder mehr Staat? Dabei wird im neoliberalen Glauben der Staat als Zwang gedacht; wer hingegen auf dem Markt agiert, macht dies immer freiwillig. Der Markt sei ein Hort der Freiheit. Gewerkschaften sind aber keine freiwilligen Zusammenschlüsse, sondern Organisationen, die gegen den Markt gerichtet sind.
 
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1/ 2022 - "Ich dachte nicht, dass ich dafür Talent habe"

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1/ 2022 - 52 Wochen Geschichten


„Ich dachte nicht, dass ich dafür Talent habe“

Heinz Lienemann kennen die Falkensteiner und Göltzschtaler an und für sich zunächst als einstigen Frisörmeister. Sein Sohn Michael und Heinz`Enkelin traten in seine Fußstapfen, führten und führen den Salon in der Schlossstraße weiter. Dass Heinz noch ein weiteres Talent aufzuweisen hat, wissen wohl nur noch die Älteren. Hier die Geschichte. Es geht um Musik, um das Leben, die Liebe.
Falkenstein – In diesem Sommer sah man Heinz und Lilly Lienemann tanzend und scherzend und Freude verbreitend. Das bei einer musikalischen Fete in einem (vom Sohn Michael und seinen Freunden) liebevoll sanierten Eisenbahnschuppen, der eine stilvolle Garage, ja ein wahrer neuer Kulturtreff in Falkenstein, gleich neben dem vor sich hin gammelnden Bahnhofsgebäude, ist. „Tanzen hält jung, wir würden gern öfters ausgehen, aber es gibt so gut wie keine Angebote mehr“, sagen Heinz und Lilly unisono. Tanzen und Musik, die zwei essentiellen Elemente haben das Paar, welches seit 67 Jahren verheiratet ist, zusammengebracht. Und das kam so.
„Ich habe in den 1950ern angefangen bei einem Tanzorchester zu singen“, berichtet Heinz, gerade 90 Jahre geworden. Die Kapelle, besser das Orchester, hieß Tosca, das wohl angesagteste in der ganzen Region. Die Combo war 1946 in Rodewisch gegründet worden. „Ich war bei ihren Auftritten oft da, als Besucher und zum Tanz“, erinnert sich Heinz Lienemann. „Bei einem dieser Abende rief man auf, wer singen kann, soll auf die Bühne kommen. Ich habe mich spontan gemeldet, obwohl ich an und für sich eher schüchtern bin. Ich habe das Lied Lady be good von George Gerswhin gesungen. Das Lied habe ich ausgewählt, weil es aus dem Bereich Jazz stammt, ich liebe dieses Improvisieren, diese Freiheit.“ Tosca war Lienemanns Lieblingsband, Swing, Jazz, neue Sachen. Nach dem Krieg war das eine richtige Kulturrevolution. Siehe da, Heinz wurde Sänger von Tosca. Und es ging Woche für Woche auf Tour, genauer jedes Wochenende. „Wir waren das führende Tanzschauorchester, unsere Fans sind mit dem Lastwagen hinterher gefahren. Das muss man sich heute mal vorstellen.“ Heinz blickt zurück: "In der DDR haben wir ja alles selber gemacht Auch in der Musik. Die Jugend hat RIAS gehört, drei Wochen später hatten wir als Tosca die Titel drauf. Es war hart, wir haben viel gearbeitet.“ In der Woche war Lienemann Frisör, am Wochenende Sänger, beides passt zusammen – es ist Kunst, es ist Freude, es ist Freiheit, was zusammenkommt. Kurz erwähnt Lienemann seine Profession des Friseurhandwerks. „Den Laden habe ich von Vater, der war in Kriegsgefangenschaft, derweil geführt. In der vierten Generation seit 1930 gibt es das Geschäft. Enkeltochter Isabell führt es jetzt.“
Dann kommt Lilly ins Spiel. Lilly war aus Lengenfeld, sie ging sehr gern zum Tanzen. Tosca sollte aufspielen, im „Hammer“. „Ich habe auf einem Plakat gelesen: Es singt Heinz Lienemann. Wer ist dieser Heinz?“ Der Tanzabend begann. „Ich hab hoch geschaut auf die Bühne, Heinz hat herunter geschaut.“ Nebenbei, es dauerte mehrere Wochen, viele Blicke wurden ausgetauscht. Bis es zu einem entscheidenden Zusammentreffen kam...
Wieder mal spielte Tosca auf. Lilly stand an einem Spiegel im Foyer. Sie sah hinter sich drei Männer auf sie zu kommen. Zwei Musiker und zwischen ihnen – Heinz, eingehakt. „Ich dachte, dem geht es nicht gut. Doch stattdessen sagten die Kollegen, dass Heinz zu feisch sei, mich anzusprechen. Das war´s.“
Seitdem sind sie zusammen, 67 Jahren sind Lilly und Heinz verheiratet. „Wir haben uns immer gut verstanden. Wir haben zufällig gut zusammengepasst. Ja dazu kam, wer gut miteinander tanzten kann, das ist was wert“, sagen Lilly (91) und Heinz (90) mit einem Lächeln. Ihre Wünsche? „Nur gesund bleiben, wir danken jeden Tag dass wir miteinander sind“, sagt Lilly. Und Heinz philosophiert: „Ja, dankbar bin ich. Ich schaue zurück. Ich war schüchtern. Ich bin auf die Bühne, es hat mich frei gemacht.“ Und beide schwören auf eine Medizin: Humor. „Lachen is mei alles“, so Lilly Lienemann.

 

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