Der Club der hässlichen Kinder
-
Der Club der hässlichen Kinder (Spielfilm)
Paul und seine Freunde riskieren alles, um gegen Diskriminierung zu kämpfen.
Quelle 1: kika, 23.04.2021, verfügbar bis 23.05.2021 [1]
Quelle 2: ARD-Mediathek [2]Ein Kommentar von Frank Blenz: Möchte nicht jeder ein perfektes Passfoto? 1984, Der kleine Lord, Die Welle, Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Sie kennen diese Filme, fantasievolle, wichtige Werke, in denen gesellschaftliche Zu – und Missstände, Utopien, Visionen derart komprimiert dargestellt werden, dass sie ein Millionenpublikum begeisterten und bis heute begeistern. Mehr noch: zum Nachdenken inspirieren und ermutigen, vielleicht die Welt etwas besser zu machen. Gerade herrscht wieder eine Phase unseres Gesellschaftsdaseins, in welcher wichtige Filme wichtig wären. Ein (noch) unbekannter Film aus den Niederlanden (Regie Jonathan Elbers) erfüllt all diese Kriterien, der Streifen wertvoll und wichtig. Schlimm genug, die Geschichte „Der Club der hässlichen Kinder“ verläuft beängstigend nah an der aktuellen Realität.
Das Wichtigste vorab: Der Film „Der Club der hässlichen Kinder“ ist noch bis zum 23.Mai 2021 in der ARD-Mediathek zu sehen. Eins ist garantiert, finde ich: Dem Zuschauer bleibt die Spuke weg. Unbedingt ansehen !
Die Story wird in der Vorbesprechung bei ARD folgend angekündigt: Was heißt hier “hässlich”? Ist doch eigentlich relativ, aber um Paul herum sind seine Segelohren ständig Thema. Der Außenseiter mit Mütze wird zum meistgejagten Jungen, als alle “hässlichen” Kinder des Landes in ein Camp sollen. Verfolgt von Agenten erhält Paul unerwartet Hilfe von Sara. Sie starten eine Rebellion. Für alle Mutigen, die ihre Meinung sagen, wird “hässlich” zum Ehrentitel. Doch dann schlägt die Regierung zurück.
Die Geschichte konkreter: Die finale Verschwörungstheorie: Jagd auf hässliche Kinder. Präsident Isimo beschließt, alle hässlichen Kinder einzufangen und abzuschieben. Nach einem Fotoshooting werden Paul und ein paar andere „hässliche“ Klassenkameraden auf einen „Schulausflug” geschickt. Im Bus merkt Paul bald, dass dies nicht nur ein angenehmer Ausflug ist, sondern dass die Kinder an einen geheimen Ort gebracht werden sollen. Er schmiedet einen Plan und kann entkommen. Doch seine Flucht wird bemerkt und ein Kopfgeldjäger wird hinter ihm hergeschickt, um ihn wieder einzufangen. Kann Paul seinen Verfolger abschütteln und, was noch wichtiger ist, kann er sowohl die anderen Kinder befreien als auch den Präsidenten besiegen?
Grau, uniform. Menschenleer gentrifizierte Straßen. Die ersten Szenen im Film schon sind verstörend. „Möchte nicht jeder ein perfektes Passfoto?“ Die Frage steht als Überschrift für eine bildnerische Erfassung von Kindern in einer Turnhalle. Die stehen streng in Reihe. Einem Jungen fällt die Mütze vom Kopf, seine abstehenden Ohren werden sichtbar. Grund genug, als anders als die Norm angesehen und so als „hässlich“ definiert zu werden. Und kommt es noch schlimmer. „Hässliche Kinder werden umsorgt“, kündigt der Präsident dieses Landes an. Die Wortwahl, die Verniedlichung, das Verschweigen der wahren Absichten – die Jagd auf die hässlichen Kinder nimmt ihren Lauf mit Wucht und all das erinnnert den Zuschauer geradezu unheimlich an das Reden und Handeln realer Entscheidungsträger und Machthaber und Medien. Dass der Film beim Kinderfernsehsender KIKA gezeigt wurde (23.4.2021), wirkt wie ein Hoffnungsschimmer in trostloser Massenmedienlandschaft. Hoffnung, Mut und Inspiration – das Handeln der jungen Protagonisten im Film sind wunderbar. Paul muss flüchten, seine Mitschülerin Sara versteckt ihn. Beide gründen im Untergrund den Club der hässlichen Kinder. Ihr Engagement wird mehr und mehr wahrgenommen, eine Widerstandsbewegung gegen die Diskriminierung der hässlichen Kinder nimmt Fahrt auf. Wie im wahren Leben geschieht das folgende: Demonstrationen der Kinder werden niedergeschlagen. TV-Nachrichten verbreiten Meldungen über die Kinder und bezeichnen diese als „Terroristen“. Weiter heißt es in den Nachrichten: “Unserem Land geht es ausgesprochen gut.” Und: “Leider gibt es noch einige, die zweifeln, dass der Präsident für eine strahlende Zukunft sorgt.”
Der Widerstand gibt aber nicht auf. Pauls Vater, ein Journalist, nimmt sich der Kinder-Revolution an, ihm gelingt eine Internet-Reportage über die Zustände im Gefangenenlager, das „Auffrischcamp der hässlichen Kinder“ genannt wird. Wie Märchen endet schließlich der Film: Es gelingt, das Treiben des Präsidenten zu entlarven und den Machthaber abzusetzen. -