Die Demokratie interessiert das Kapital nicht, außer ihr nutzt es
Man blicke nach Griechenland, man höre sich die Töne aus Berlin (Merkel und Co) und aus den Mainstream-Radaktionsstuben, den Einpeitschern der neoliberalen "Eliten" an, Sparen bis es quietscht und man daran kaputt geht (man=die kleinen Leute, die Jugend, die Alten europaweit). Augstein findet passende Worte zur Wahl in Griechenland.
Wenn ein Volk zur Wahl geht, ist das der Moment der Würde in der Demokratie. Es sei denn, das Volk könnte links wählen - wie in Griechenland. Dann protestiert das Kapital, und die Würde der Wahl ist keinen Euro mehr wert.
Die Eurokrise dauert nun fünf Jahre. Sie ist längst zur chronischen Krankheit geworden. Das Sparrezept von Frau Dr. Merkel verfängt nicht. Griechenland wird am 25. Januar wählen. Eine linke Regierung könnte dann die glücklosen Chefärzte des Neoliberalismus das Fürchten lehren.
Alexis Tsipras, die neue Lichtgestalt der europäischen Linken, ist kein lunatic. Er will nicht aus der EU austreten, und auch den Euro stellt er nicht zur Debatte. Aber er will das brutale Spardiktat brechen, das Europa und der IWF seinem Land aufgenötigt haben. Er will Steuern erhöhen, einen Mindestlohn einführen, die Ärmsten sollen Essensmarken erhalten und die Arbeitslosen kostenlose Gesundheitsfürsorge. Das hier ist Europa. Unter seinen Forderungen sticht nur eine hervor: der Schuldenschnitt. Das ist in der Tat revolutionär - aber notwendig. Griechenland muss sich von seinen Schulden befreien. Zurückzahlen geht nicht.
Griechenland stirbt. Sechs Jahre Rezession, eine Arbeitslosigkeit, die bei 26 Prozent liegt, unter Jugendlichen sogar bei mehr als 50 Prozent, die Löhne sanken zwischen 2010 und 2013 um 23 Prozent. 36 Prozent der Griechen gelten als arm und sozial ausgegrenzt - ein Anstieg um etwa sieben Prozentpunkte seit Ausbruch der Krise.
Ja, Griechenland erwirtschaftet inzwischen wieder einen kleinen Überschuss - aber nur vor Schuldendienst. Die Last der Gläubiger hängt wie ein Mühlstein an Griechenland.
